Peter Sterli
Interview
Interview: Fabian Schwarzenbach Fotos: Cedric Christopher Merkli und Philippe Jost

Peter Sterli


Peter Sterli, Sie sind CEO von Parterre Basel. Die Unternehmensgruppe baut auf die Säulen Gastronomie, Soziales und Kultur: sind Sie jetzt Wirt, Sozialarbeiter oder Kulturmanager?


Am Ende ist es die Kombination, die unser Unternehmen ausmacht. Jeder Bereich profitiert vom anderen, trägt aber auch zu dessen Erfolg bei. Was wäre beispielsweise das Atlantis ohne Konzerte? Kaum vorstellbar, deshalb braucht es die Synergien zwischen allen Unternehmensteilen. Im Rahmen unseres Arbeitsintegrationsprogramms von Parterre Tangram bieten wir Stellenlosen zudem wertvolle Einblicke in die Funktionsweisen der unterschiedlichen Bereiche. Wenn Sie es benennen möchten, dann sehe ich mich am ehesten als Dienstleister.


Begonnen hat die Geschichte mit dem Kaffi Schlappe aus dem das Parterre entwickelt wurde. Was ist das Besondere am Parterre One, wie es heute heisst?


Es ist ein Komplex bestehend aus Restaurant, Bar und Musiklokal, der auf überschaubarem Raum höchsten Ansprüchen gerecht wird. Das ist wohl die Besonderheit. Das Parterre One, auch als es noch Parterre oder Kaffi Schlappe hiess, war immer ein Ort des Zusammenkommens, des Austauschs und der Kultur. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Was sich jedoch im Vergleich zu früher geändert hat, sind Dimension und Qualität. Ende 2018 wurde der grosse Umbau im „One“ abgeschlossen, der bereits 2016 mit der vollständigen Neugestaltung des Kulturbereichs eine erste Etappe nahm. Heute sind wir stolz auf die hochwertige und doch bodenständige Küche, die wir unseren Gästen im charmant modernisierten Restaurant bieten können. Die Kulturbühne nebenan ist ein wahres Bijou, von der Galerie bis zum grossen Fumoir wunderschön gestaltet vom Architekturbüro Focketyn Del Rio und ausgestattet mit professionellster Technik. Rund 200 Kulturevents führen wir dort pro Jahr durch, was es zur wohl meistbespielten Bühne Basels macht – darauf sind wir stolz!


Und was ist spezielle an Parterre Tangram?


Parterre Tangram ist unser Arbeitsintegrationsprogramm, in dem Stellenlose oder Menschen, die aus dem System gefallen sind, wieder in den Arbeitsmarkt integriert werden. Sie erhalten dabei Begleitung, Schulung und Förderung durch ausgebildete Coaches und Agogen. Unser Alleinstellungsmerkmal ist sicherlich, dass Parterre Basel als Unternehmensgruppe so breit aufgestellt ist und Teilnehmenden des Programms damit Einblicke in verschiedenste Bereiche gewähren kann. Für unsere Mitarbeitenden bedeutet das eine zusätzliche Herausforderung in Umgang und Zusammenarbeit mit Personen, die unterschiedliche Hintergründe und Fähigkeiten haben. Dies ist eine spannende Komponente im Arbeitsalltag, von der am Ende sowohl Teilnehmende wie auch Mitarbeitende profitieren können.


Dann kommen wir noch zum dritten Standbein, der Kulturförderung, der an den Verein FOER (Förderkreis Kultur- und Sozialprojekte Parterre Basel) ausgelagert wurde. Was macht dieser Verein alles?


Den Verein ist aus unserer bestehende Arbeit innerhalb der Kulturförderung am Standort Basel herausgegangen mit dem Ziel, diese Arbeit ausbauen und intensivieren zu können. Heute ist der „FOER“ mit rund 350 Veranstaltungen pro Jahr einer der grössten Kulturveranstalter der Stadt und finanziert sich durch Gönner, Spenden und Sponsoren – Personen, die die Arbeit des FOER schätzen und erhalten wollen. Ein engagiertes und gut vernetztes Team führt durchschnittlich fünf bis sechs Events pro Woche auf den Bühnen im Atlantis und im Parterre One durch. Diese reichen von Konzerten lokaler und internationaler Acts über Poetry Slams über Varieté-Shows bis hin zu Parties und DJ-Nights. Dabei steht stets die Kulturförderung im Vordergrund: Aufstrebenden Talenten wird eine Bühne innerhalb eigener Eventreihen oder bei Einzelkonzerten geboten, dafür arbeitet man auch mit starken Partnern wie dem Jazzcampus Basel zusammen. Pro Jahr sind das 150 bis 200 förderwürdige Künstlerinnen und Künstler, die unterstützen und auf unsere Bühnen geholt werden.


Seit etwas mehr als einem Jahr gehört auch das Atlantis dazu. Wie geht man an ein Haus mit einer doch speziellen Geschichte?


Mit Bedacht und einer Portion Mut. Es ist uns wichtig, die Geschichte des Atlantis weiterzuerzählen und den schon fast verloren geglaubten Geist des „-tis“ wiederzubeleben, ohne in der Vergangenheit stehen zu bleiben. Ein hochwertiges Konzertprogramm und ehrliches, kreatives Küchenhandwerk mit Fokus auf unveränderte Aromen und Regionalität ist das, was das Atlantis und Basel verdient haben. Den Herausforderungen im alten und verwinkelten Gemäuer haben wir uns gerne angenommen, es mit einer Portion Nostalgie aufwändig renoviert und neues Leben hineingebracht. Es freut uns sehr, dass das „neue alte -tis“ von den Gästen so gut aufgenommen wurde und wir in der Geschichte des Atlantis ein neues Kapital aufschlagen konnten.


Was ist für das -tis in Zukunft geplant?


Wir möchten den eingeschlagenen Weg weitergehen und das Profil weiter schärfen. Das „-tis“ steht wieder für echte Livemusik, für Jazz, Blues, Rock und Funk und für eine einzigartige Atmosphäre in Basel. Während der Kultursaison wollen wir uns rein auf die Symbiose von Gastronomie und Kultur fokussieren, die das Atlantis wie kaum ein weiteres Lokal ermöglicht. Im Sommer lädt dann die Sommerterrasse als gar nicht mehr so geheimer Geheimtipp zum Ausklingen der lauen Sommerabende ein. Mit all den Highlights, die das Atlantis zu bieten hat, möchten wir es weiter als ganzjährige Destination etablieren.


An welche Veranstaltung würden Sie gerne persönlich gehen?


Die grösste Freude habe ich an Veranstaltungen im Atlantis oder Parterre One, bei denen alles ineinander aufgeht. Bei denen die Act sich vorausgaben und das Publikum ausnahmslos mitgeht. Bei denen vor- und hinter dem Tresen zufriedene Gesichter zu sehen sind und die Gäste am Ende eines langen Abends erfüllt und glücklich nachhause gehen. Das sind die Veranstaltungen, die mir persönlich am meisten zurückgeben.


Sind Sie eher der „Generalist“ oder liegt Ihnen die Gastronomie, das Soziale oder das Kulturelle näher?


Alle drei Bereiche mit Ihren über 300 Mitarbeitern liegen mir als CEO sehr am Herzen, wobei ich wie anfänglich angesprochen die Kombination das Spannendste finde. Jeder Bereich hat seine eigenen Herausforderungen, seine eigenen Hürden und seine eigenen Gesetze. Hierbei Synergien zu finden und zu nutzen ist das, was unsere tägliche Arbeit bei Parterre Basel ausmacht.


Privat sind Sie eher der sportliche Typ. Was hat Sie vom Handball zum Tennisball greifen lassen?


Beim Handball überlasse ich mittlerweile gerne den Jüngeren das Feld. Ich verfolge das Geschehen im Handballsport noch immer aufmerksam, fühle mich mittlerweile aber doch auf dem Tennis Court mehr zuhause. Neue Herausforderungen anzugehen finde ich sowohl im Privat- wie auch im Geschäftsleben spannend.

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Peter Sterli

Peter Sterli ist 2006 als Teilhaber beim Unternehmen Parterre Basel eingestiegen, dessen Bestandteile von der BFA (Basler Freizeitaktion) verkauft wurden. Seit damals hat er als CEO von Parterre Basel die Gruppe mit seinem Team kräftig entwickelt. Neue Herausfoderungen liegen dem ehemaligen Handballer sehr. Wenn nicht in der Stadt ist der Allschwiler auf dem Tennisplatz anzutreffen.