David Karasek

In Kolumbien begann der ehemalige Tele Züri-Moderator David Karasek vergangenes Jahr mit seinem Ehemann ein neues Leben. Der hat in der Hauptstadt Bogatà ein Jobangebot in der Geschäftsleitung von Lafarge-Holcim angenommen. Eine einschneidende Veränderung. Mit uns hat David Karasek eine erste Bilanz gezogen.

Du bist vor 8 Monaten nach Kolumbien ausgewandert. Wie lautet dein erstes Resumee? 

Ich fühle mich sehr wohl in diesem Land, obwohl es komplett anders ist als die Schweiz. Alles dauert länger, alles ist neu – nicht nur für mich, auch das Land verändert sich stetig. In der Schweiz beruht vieles auf alten Traditionen, hier entsteht noch vieles.

Was hat dich an deinem neuen Heimatland am meisten überrascht?

Das politische Interesse ist riesig, bei allen. Und es gibt nicht nur Arm und Reich, sondern auch eine breite Mittelschicht

Was würdest du als die grösste Herausforderung bezeichnen?

In Zürich kann man mitten in der Nacht zu Fuss durch die Strassen spazieren, in Bogota ist das undenkbar. Ich habe gelernt, Gefahren zu erkennen, konzentrierter zu sein, wenn ich unterwegs bin. Kolumbien ist ein viel gefährlicheres Land als die Schweiz, daran musste ich mich gewöhnen. Meine andere Herausforderung: Salsa. Ich kann meinen Unterkörper kaum bewegen.

Du arbeitest auch in Kolumbien als Journalist. Wie sieht dein Alltag aus?

Am Morgen lese ich die grösste kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo“ und informiere mich im Internet. Im Austausch mit Redaktionen in der Schweiz bereite ich Themen auf, die auch in der Schweiz interessieren könnten. Zwischen 9 und 14 Uhr verbessere ich an der Uni Bogota mein Spanisch.

Was vermisst du am meisten?

Meine Familie und Freunde.

Und was überhaupt nicht?

Den Schöneichtunnel.

Kannst du dir vorstellen der Schweiz für immer den Rücken zu kehren oder willst du def. Irgendwann zurückkommen?

Jetzt einen Zeitplan zu erstellen, wäre viel zu früh. Bogota gefällt mir sehr und wir gewöhnen uns langsam an das neue Leben. Aber nie mehr nach Zürich zurückzukommen ist fast nicht denkbar. Auch wenn ich mich an einem anderen Ort der Welt sehr wohl fühle: Ich bin ein Züri-Kind, irgendwann zieht es uns sicher zurück.

Was steht 2016 alles an? Gibt es neue Projekte, Pläne etc.?

Wahrscheinlich kommt es im Sommer zu einem historischen Friedensschluss zwischen der Farc-Guerilla und der Regierung. Ich freue mich sehr, dies so nah als Journalist miterleben zu können. Und ich freue mich auf eine sechsttägige Wanderung durch den Dschungel im Norden Kolumbiens zur Verlorenen Stadt – der ciudad perdida.